In meinem Blog 14 hatte ich bereits zum Thema „Yoga im Spitzensport“ wichtige Inhalte und Themenschwerpunkte vorgestellt. Während eines erweiterten Austausches mit der Yogaexpertin Barbara Plaza aus dem Spitzensport, konnten wir das Thema der Entschleunigung durch Yoga neu aufnehmen und diskutieren. Diese Impulse und Erfahrungen möchte ich vorstellen.
Entschleunigung ist ein praktischer Begriff, der als Gegengewicht in der hektischen Zeit an Bedeutung gewonnen hat. Die Sehnsucht nach einem entspannten Durchatmen zeigt sich in allen Bereichen der Gesellschaft. Der Spitzensport mit seinen vielfältigen und komplexen Anforderungen an die Athleten kommt an dem Thema ebenfalls nicht vorbei. Schneller und besser werden, Weltrekorde knacken, Olympiaqualifikationen erfolgreich bewältigen oder die Erwartungen der Sponsoren erfüllen, sind komplexe Herausforderungen. Umso wichtiger ist es, dass Momente des Innehaltens und Nichtstuns als Gegenpart aufgesucht werden. Laut Barbara Plaza bietet Yoga genau diese Möglichkeit. Mit Yoga können bestimmte Bewegungsabläufe genutzt werden, um Entschleunigung bewusst zu machen bzw. diese gezielter zu empfinden. Das Aussprechen (Artikulation) von eigenen Bedürfnissen und Empfindungen im Moment der Entschleunigung ist ein damit verknüpfter Lernprozess, der zur verbesserten Wahrnehmungsfähigkeit, Regenerationsfähigkeit und damit wiederum zu erhöhter Leistungsfähigkeit führt.
Folgende Vorteile ergeben sich durch eine regelmäßige Yogapraxis:
- Die Kontrolle und Ansteuerung der genutzten Zielmuskulatur und Muskelketten wird verfeinert.
- Der Kontakt von Fuß und Boden bzw. Unterlage wird besser wahrgenommen. (Kann im Yoga gut durch den herabschauenden Hund oder durch den Sonnengruß erzielt werden.)
- erhält mit spezifischen Asanas eine kinästhetische Rückmeldung seiner spezifischen Wahrnehmungsfähigkeit.
- Yoga ermöglicht die Gestaltung von effektiven Lernpausen.
- Yogatraining ermöglicht durch Ruhephasen die aktive Auseinandersetzung mit Feinheiten der Leistungsoptimierung.
- Beim Yoga können durch einen langsamen Bewegungsfluss (Flow) Ängste reduziert und Selbstvertrauen verstärkt werden.
- Yoga wird als wohltuende Regenerationsmaßnahme erlernt, integriert und selbständig fortgeführt.
- Die regulative Komponente bei Verletzungen scheint aus praktischen Erfahrungen von Barbara Plaza durch den Aspekt der ruhigen und gezielten Atmung eine sehr bedeutende Rolle zuzukommen.
Ein Sportler, der Yoga und Entschleunigung praktiziert, kann mentale Umstrukturierungen und selbstregulatorische Mechanismen erlernen.
Beispiele für entschleunigende Selbstgespräche sind:
- „Ich muss schneller werden.“ – „Einfach langsam entspannen.“
- „Ich programmiere mich mental.“ – „Einfach durchatmen und alle Gedanken. “
- „Wenn ich leiste, bin ich gut.“ – „Nichtstun ist gut für Körper und Seele. “
- „Mehr, mehr, mehr…“ – „Grenzen spüren und respektieren, auch im Sport.“
- „Meine Verletzungen im Oberschenkel schmerzen immer noch.“ – „Ich atme mich in die Entspannung und regeneriere meinen Oberschenkel besser.“
- „Meine Krämpfe im Wettkampf behindern meine möglichen Erfolge.“ – „Ich atme in die tiefen Schichten meiner Muskulatur und entspanne.“
- „Vor dem Startblock bin ich immer sehr aufgeregt.“ – „Ich atme mich in den Startblock und meinen Körper.“ (Hier im von Sinne von einer Einheit)
Dieser Blogtext entstand im Gespräch mit Barbara Plaza (Yogaexpertin im deutschen Spitzensport) und Grit Moschke (Sportpsychologin im deutschen Spitzensport ) in Köln.
Viel Erfolg wünschen Barbara und Grit (fitmitgrit)