+Buchvorstellung von Valentin F.

(Autor + Fitnesstrainer)

Im unteren Blogartikel erfährst du, was Muskeldysmorphie, als Teilbereich der allgemeinen Körperdysmorphen Störung bedeutet, und von welchen Faktoren diese abhängig ist. Valentin beschreibt sehr eingehend, wie sich seine Jagd nach dem perfekten Körper entwickelt hat. Du willst mehr darüber erfahren? Dann nimm dir etwas Zeit und lies seinen Beitrag. (Grit Moschke)

Muskeldysmorphie – Die Jagd nach dem perfekten Körper

Dicke Oberarme, gestähltes Sixpack, breiter Rücken – so ähnlich sieht wohl der Traum vieler junger Männer aus, welche sich tagtäglich an den Geräten und Hantelstangen der Fitnessstudios dieser Welt quälen. Eine endlose Flut an Fotos und Videos von durchtrainierten Körpern in den sozialen Netzwerken bildet den Nährboden für das Streben nach dem vermeintlichen Traumkörper. Doch genau aus diesem Streben kann sehr schnell eine verhängnisvolle Abwärtsspirale entstehen. Und zwar dann, wenn aus dem sportlichen Ehrgeiz, Muskeln aufzubauen und einen trainierten Körper zu erreichen, Denk- und Verhaltensmuster werden, unter denen die Person immer mehr zu leiden beginnt. Dies kann schnell in ernsthaften psychischen Erkrankungen kumulieren, welche die Lebensqualität stark einschränken und schwerwiegende psychische und körperliche Folgen nach sich ziehen können.    

Einige dieser möglichen Folgen, z.B. Essstörungen, sind inzwischen den meisten Menschen geläufig und werden seit vielen Jahren auch intensiv erforscht und diskutiert. Noch kaum bekannt ist hingegen eine Erkrankung, welche primär männliche Jugendliche und junge Erwachsene betrifft und seit dem Aufkommen der sozialen Medien immer erschreckendere Ausmaße annimmt. Die Rede ist von der sogenannten Muskeldysmorphie.

Was ist die Muskeldysmorphie?

 Die Muskeldysmorphie ist durch eine extreme Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen gekennzeichnet, wobei hier besonders Muskelmasse und Körperfettanteil im Mittelpunkt stehen. Die Betroffenen tun alles, um dem als ästhetisch empfundenen Körperbildideal eines muskulösen und körperfettarmen Körpers näher zu kommen. Dies beinhaltet exzessives, meist tägliches Trainieren, die kompromisslose Umsetzung eines strengen Ernährungsplanes und die Ausrichtung aller sonstigen Lebensbereiche auf das Ziel des weiteren Muskelaufbaus und Fettabbaus. Von gesundem Sporttreiben unterschiedet sich dieses Verhalten dadurch, dass das Verfolgen des Traumkörpers die höchste Priorität erhält. Alle anderen Bereiche – soziale Kontakte, Schule, Studium oder Beruf, private Termine und schlussendlich auch die eigene Gesundheit – müssen sich dem unterordnen.

Unter welchen Symptomen leiden Betroffene?

  • Das eigene Körperbild wird durch ständiges Anfassen oder Betrachten im Spiegel kontrolliert. Permanent werden die Betroffenen von negativen Gedanken über ihr Äußeres verfolgt. Man spricht auch von Zwangshandlungen und Zwangsgedanken. Diese können so stark ausgeprägt sein, dass die Betroffenen fast handlungsunfähig werden, weil sie so viel Zeit vor dem Spiegel verbringen und alle Gedanken nur noch um die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper kreisen.
  • Die Betroffenen haben zunehmend Probleme, ihren Alltag zu bewältigen, da sich alles dem strikten Trainings- und Ernährungsregime unterzuordnen hat. Familie und Freunde werden vernachlässigt und immer mehr als regelrechtes „Hindernis“ auf dem Weg zum Traumkörper betrachtet. Schule, Studium oder Beruf verlieren immer mehr an Bedeutung oder werden sogar aufgegeben. Alles, was zählt, ist das nächste Training und die nächste gesunde Mahlzeit. Feste Vorlesungszeiten an der Uni bringen den Trainingsplan durcheinander, Omas selbstgebackener Kuchen passt nicht in die Ernährungsplanung. Nach und nach wird das gesamte Leben zu einem einzigen Störfaktor auf dem Weg zum Traumkörper. Man spricht in der Psychologie davon, dass die Funktionalität im Alltag nicht mehr gegeben ist.
  • Die Lebensqualität sinkt und der Leidensdruck wächst. Die Betroffenen leiden massiv unter ihren eigenen Gedanken und ihren eigenen Verhaltensweisen, können diese jedoch meist nicht aus eigener Kraft unterbinden.
  • Exzessives Training über die eigenen Grenzen hinaus, einseitige Ernährungsrichtlinien, die ausschließlich auf maximalen Muskelaufbau und Fettverlust ausgerichtet sind und schlimmstenfalls die Einnahme verbotener Substanzen wie anabole Steroide zur Leistungssteigerung können verheerende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen, welche den Leidensdruck weiter erhöhen.

 

Welche Rolle spielen die sozialen Medien? 

Über ein Drittel aller jungen Menschen schaut sich in den sozialen Netzwerken regelmäßig Inhalte zu den Themen Fitness und Gesundheit an. Instagram, YouTube, TikTok und Co sind so konzipiert, dass sie einen suchtauslösenden Charakter entfalten und auf neurobiologischer Ebene identisch zum Konsum von Drogen wirken. Folgende Zusammenhänge zwischen dem Konsum von Social Media Inhalten und psychischen Problemen mit der eigenen Körperwahrnehmung sind wissenschaftlich belegt:

  • Social Media verschlechtert signifikant die eigene Körperwahrnehmung und das Körperselbstbild, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen.
  • Social Media steht in Zusammenhang mit dem Auftreten der Körperdysmorphen Störung. (Die Muskeldysmorphie zählt zu dieser Störungskategorie)
  • Social Media ist ein treibender Faktor für die Entwicklung und Manifestation von Essstörungen wie Anorexie oder Orthorexie.

Regelmäßiger Konsum fitnesszentrierter Inhalte in den sozialen Medien kann die Symptomatik einer Muskeldysmorphie also nachweislich verstärken und stellt somit einen großen Risikofaktor dar.   

In meinem Buch „Die Jagd nach dem perfekten Körper“ erzähle ich meine persönliche Geschichte mit der Muskeldysmorphie – von den Anfängen und zugrundeliegenden Ursachen, über die schlimmste Phase, welche mich an den Rand meines Lebenswillens brachte, bis zum langen Weg zurück in ein glückliches Leben. Neben vielen emotionalen Einblicken in meine innere Welt während dieser Zeit, zeigen spannende Informationstexte auf Basis von über 400 wissenschaftlichen Quellen leicht verständlich, welche psychischen Auswirkungen aus einer fitness- und körperbildzentrierten Gesellschaft entstehen können. Mit meiner Geschichte hoffe ich, sowohl Betroffenen der Muskeldysmorphie als auch ihren Angehörigen, Freunden und Trainern helfen zu können und für alle interessierten Menschen ein Werk geschaffen zu haben, welches für ein noch wenig bekanntes Thema innerhalb der Sport- und Fitnesswelt sensibilisiert.

Auf meiner Website zum Buch www.muskeldysmorphie-buch.de gibt es eine Leseprobe zum kostenlosen Download.

Lieben Dank an Grit für die Möglichkeit, diesen Beitrag schreiben zu dürfen!

Alles Gute für Euch und ein allseits (körperlich und psychisch!) gesundes Sporttreiben.

 

Euer Valentin

 

(Werbung/ Madena)

Blog 113 Gastbeitrag „Muskeldysmorphie“

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