Intelligenz ist ein weites Feld bzw. ein komplexes Thema in der Psychologie. Intelligenzmodelle werden zur Erfassung von besonderen kognitiven Fähigkeiten benutzt, um dem Menschen z.B.  einen entsprechenden IQ – Wert zuzuordnen. Ein IQ – Wert bedeutet eine gezielte Bewertung einer Kombination von kognitiven Fähigkeiten. IQ – Tests lassen sich jedoch bei gewisser Vorbereitung besser bestehen, als ohne Übung. Ähnlich ist es im Sport. Wer bewusst und gezielt lernt, übt und trainiert, kommt zu besseren Ergebnissen. Die Bewegungsintelligenz lässt sich in jedem Fall optimieren.

Die Intelligenz im Allgemeinen wird in ein System aus Fühl-, Denk- und Verhaltensprogrammen eingeordnet und kann verschiedene Facetten oder komplexe Strukturen annehmen. Der Kognitionswissenschaftler Garder prägte den Begriff der multiplen Intelligenzen. Zu diesen gehören: sprachliche, räumliche, musikalische, soziale und Handlungsintelligenzen. Fluide ( kreativer Bereich )  und kristalline Strukturen  ( Faktenlernen ) von Intelligenz sind ebenfalls möglich.

Im Sport wird bevorzugt die Form der Bewegungsintelligenz beschrieben, um potentielle Leistungen und Erfolge vorauszusagen. Mögliche Talente können so von Trainern durch intensive Beobachtung gesichtet und gefördert werden. Ein bewegungsintelligenter Sportler führt Bewegungen leicht und flüssig aus, wenn Bewegung imitiert und Rhythmik erprobt werden. Auch feinmotorisches Geschick scheint in diesem Zusammenhang von Bedeutung zu sein. (Howard Garder)

Bewegungsintelligenz ist an die Personenmerkmale, aktuelle und kindliche Bewegungserfahrungen  sowie an die Emotionen der Person bzw. des Sportlers gebunden. Körper, Geist und Seele, spezifische Ängste, Freude oder Schmerzempfinden  beeinflussen außerdem die mechanischen Abläufe.

Die Neurowissenschaftler beschreiben, dass vor allem der präfrontale Kortex hinter dem Stirnlappen dafür zuständig ist, dass wir an eine Bewegung denken und sie auch ausführen. Dies ist mit der Elektroenzephalographie (EEG) gut messbar. Biomechaniker können die elektrische Spannung im Muskel messen, welche durch einen Reiz aus dem Gehirn ausgelöst wird.

Ist ein Sportler in der Lage, ausreichend in sich hineinzuspüren, kann er z.B. seine Spannungszustände im Körper „per Kopf“ steuern. Dafür gibt es verschieden Möglichkeiten. Überschüssige Muskelspannung kann über Entspannungsverfahren reguliert werden oder ein spezielles Muskelscanning. (Nähere Beschreibung folgt in einem neuen Blog. ) Es macht einen großen Unterschied, ob die Wirbelsäule als Stab oder drehbare Spirale beschrieben wird. Eine dreidimensionale Vorstellung kann ebenfalls helfen, die gewünschten Bewegungen präziser auszuführen.

Im Turnen oder beim Wasserspringen sind schnelle Bewegungen im Raum um drei Körperachsen bei hoher Geschwindigkeit wichtig. Ein Radsportler ist besonders beim Einfahren in eine Kurve mit einer komplexen Bewegung über zwei Körperachsen konfrontiert. Beim Schwimmen werden spätestens bei einer Rollwende alle drei Körperachsen einbezogen.

Die taktisch – technische Wissensstruktur eines Sportlers schließt die Bewegungsvorstellung mit ein. Diese beinhaltet kinästhetische, taktile, visuelle und akustische Anteile. Die Bewegungsvorstellung ist ein komplexer Prozess aus aufgenommener Erfahrung und gespeicherten Informationen über eine spezifische Bewegung oder über einen Bewegungsablauf. Besonders in der  Anfangsphase, beim  Erlernen einer motorischen Technik oder neuen Bewegungsform, kommt eine führende, kontrollierende und später eine regulierende Funktion  hinzu. (Kisselkow 1982)

Die Wahrnehmungsfähigkeit als Prozeß der Informationsaufnahme und Verarbeitung ist eine weitere Voraussetzung für intelligentes Bewegungshandeln.

Die Wahrnehmungsfähigkeit lässt sich trainieren und an die  Anforderungen der Sportart anpassen.

 

Intelligentes Bewegen oder Bewegungslernen basiert auf folgenden Bausteinen oder Methoden:

  • Genaues Durchdenken der Bewegung
  • Genaues Beschreiben der Bewegung
  • Bestimmung von wichtigen Knotenpunkten
  • Selbstgespräche oder subvokales Training
  • Eine andere Person führt in Gedanken die Bewegung aus ( verdecktes Wahrnehmungstraining)
  • Kann auch in Kombination mit einer Videoanalyse durchgeführt werden
  • Die Bewegung wird selbst wiederholt ausgeführt
  • Spezifische Erweiterungen sind:
  • Mentale Raumvorstellungen der Bewegung
  • Mentale Vorstellungen zu eigenen Muskeln und Gelenken sowie Organen
  • Mentale Vorstellungen über Verletzungen und ihre Lokalisierung sowie Freiheitsgrade anderer Bereiche
  • Bewegung wie bei Tieren durchführen (Animal Athletics )
  • Kinnegramme, Bewegungsanalysen als Frequenzen im Sport, einbeziehen
  • Nutzung von Videoanalysen
  • Bewegungslernen kann an Rhythmen oder mit Hilfe von Musik unterstützt werden
  • Spezifische Bewegungsprogramme können aus anderen Programmen entnommen werden, um eine komplexe Informationsverarbeitung zu trainieren. (Beispiel: Radsportler ergänzen das Training durch Schwimmen, Standup – Paddle und Yoga, Fußballer ergänzen durch Stepaerobic und Tischtennis usw. )
  • Ausschalten von visuellen Reizen (blind fahren)
  • Verstärkung von Reizen: (Schwimmen mit Gewichtsmanschetten)
  • Erhöhung der Reizstärke
  • Initiierte Täuschungsmanöver
  • Stresstraining
  • Und weitere kreative Ansätze, die sportartspezifisch ergänzt werden

 

Die Zusammenstellung eines intelligenten Bewegungslern – bzw.  Optimierungsprogrammes kann nach eingehender Analyse erfolgen.

Viel Spass wünscht fitmitgrit (Grit Moschke)

Sportpsychologin im deutschen Spitzensport

Blog 34 Bewegungsintelligenz im Sport intelligent optimieren – Kreativer Methodenmix für mehr Erfolge

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