Eine „dramatische Körperkrise“ konstatierte der Wirtschaftswissenschaftler und Sozialökologe Prof. Hans Immler von der Universität Kassel bereits 2004. Er bezog sich in seinen Ausführungen auf die ungesunde und übermäßige Ernährung in Verbindung mit zu wenig Bewegung. Mit seinem Schwertfischkonzept beschreibt er die Ernährung und die Bewegung in gegenläufigen Kurven. Erst wölbt sich die Kurve im Bereich Ernährung und dann fällt die Bewegungskurve in den Keller. Er verstärkt diese Gegenläufigkeit mit dem Gedanken der „Überlebensfrage“.

Wie im Blog 39 beschrieben, geht es nicht nur um die mediale Verzerrung in Kombination mit unrealistischen Wunschfiguren, sondern auch um ein balanciertes, gesundes und wertvolles Leben bzw. Lebensperspektive.

Das Motiv der Gesundheit ist bei vielen Menschen bereits stark verankert oder soll zukünftig verankert werden. Diese Idee bringt positive und negative Konsequenzen mit sich, die im unteren Beispiel von Frau Meyer näher beleuchtet werden.

Demotivation, Untermotivation und Übermotivation können auch hier zu einer Krise führen, z.B. wenn es zu komplexen Gesundheitszielen oder auch zu unrealistischen Zielen mit Hindernissen kommt, die nicht mit den aktuellen Ressourcen zusammenpassen. Im Kontext von Ernährung und Abnehmen gibt es komplexe Zusammenhänge, die oft unüberschaubar  und verunsichernd wirken.

Beispiel von Übermotivation und Demotivation:

„Frau Meyer ist 50 Jahre alt und möchte wieder fitter werden.

Ihre Freundinnen setzen auf vegetarische Kost, gehen zum Yoga und treffen sich regelmäßig, um sich bei einer Tasse Kaffee über ihre Erfolge auszutauschen. Jede Frau erzählt, wieviel sie in der letzten Woche abgenommen hat oder auch zugenommen und welche neuen Maßnahmen ergriffen werden konnten, um das Wunschgewicht zu erreichen. Es werden Lebensmittel mit allen Vor – und Nachteilen diskutiert und Diätpläne ausgetauscht. Frau Meyer, weiß manchmal nicht, was sie zuerst probieren soll, um das persönliche Ziel zu erreichen.

Deshalb recherchiert sie im Internet und findet neue Informationen. Da sie im „Dschungel“ der Möglichkeiten des Abnehmens keinen roten Faden mehr findet, geht sie zu einer Ernährungsberaterin. Sie erhält dort einen Ernährungsplan, den sie diszipliniert einhält. Sie nimmt 5 Kilo ab und dann immer langsamer und weniger. Die anderen Frauen sind der Meinung, dass Frau Meyer noch 5 Kilo reduzieren könnte, weil Frau Meyer immer noch die schwerste Kandidatin der Gruppe ist. Die Gedanken von Frau Meyer kreisen um neue Lösungen, damit das neue Ziel angesteuert werden kann. Sie geht zum Arzt und lässt ihren Stoffwechselumsatz untersuchen. Der ist laut Arzt etwas langsam, da sie in einem Büro den ganzen Tag vor dem Computer sitzt.

Der Arzt empfiehlt ihr dringend mehr Ausdauersport, um den Stoffwechselumsatz anzukurbeln. Ihre Freundinnen jedoch raten vom Laufen ab und empfehlen weiterhin zwei Yogastunden pro Woche. Frau Meyer scheint isoliert und fühlt sich zunehmend gestresst von dem Austausch und den vielen Informationen. Sie meidet die regelmässigen Treffen mit ihren Freundinnen, versucht zu Laufen und gibt demotiviert auf. Frau Meyer zieht sich zurück und versucht sich gedanklich von dem Thema des Abnehmens zu lösen. Sie nimmt wieder etwas zu und trifft eine ihrer Freundinnen in der Strasse.

 „Hast du wieder zugenommen?“ Was soll Frau Meyer darauf antworten bzw. wie wird sie sich fühlen?“

Dieses Beispiel beschreibt zunächst einen realistischen möglichen Kreislauf, in dem sich viele Menschen befinden.

Welche Ressourcen (Mittel, Möglichkeiten) stehen Frau Meyer zur Verfügung und wie werden diese genutzt? Die soziale Unterstützung durch die Gruppe ist am Ende dann doch eher in Form eines sozialen Druckes zu beschreiben, warum sich Frau Meyer zum Schutz vor weiterem Abnehmstress zurückzieht. Äußere Ressourcen stehen viele zur Verfügung. Sie gibt Geld für eine Ernährungsberaterin aus, hat einen Arzt, und Zeit, um sich auf ihr Ziel zu konzentrieren. Trotzdem entsteht ein Rückzug. Fehlt es Frau Meyer an inneren Ressourcen wie Selbstvertrauen, Durchsetzungskraft oder positivem Denken, dass sie nicht weiterkommt? Zweifel am eigenen Handeln entstehen.

 

Fazit: Es entstehen viele Kreisläufe des Fragens, Sagens, Vergleichens und Zweifelns. Die nächste Körperkrise ist im Anmarsch.

Wie eine Körperkrise vermieden werden kann, beschreibe ich euch im Teil 3 im nächsten Blog.

 

Ich wünsche euch viel Spass beim Reflektieren. 😊

Eure fitmitgrit (Grit Moschke)

 

 

 

 

 

Blog 41 Körperkrise – Frau Meyer will abnehmen/ Teil 2

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