Meine Intention mit diesem Blog ist, auf die psychischen Beeinträchtigungen verschiedener Art von Sportler/innen durch die Coronazeit und ihre abgeleitenden Maßnahmen aufmerksam zu machen. Besondere Veränderungen könnten im sportlichen Handeln, beim Training oder im Wettkampf vorkommen! Gerne empfehle ich hier eine gute Selbsbeobachtung.

In Coronazeiten spüren Sportler/innen besonders viele Veränderungen, Gefühlsfacetten und Gedanken nehmen verschiedene Formen wie z.B. Gedankenschleifen, Gedankenspiralen, Knoten, Blockaden oder Gedankenlosigkeit an. Gedankengerüste entstehen oder zerfallen.

Es sind viele Faktoren des sportlichen Handelns reduziert oder ganz verschwunden. Der tägliche Adrenalinkick im Kampfsport bleibt aus, die Fußballstadien sind leer. Es fehlt der Applaus tausender Fans, Wettkämpfe werden abgesagt und die großen olympischen Ziele sind erst einmal auf nächstes Jahr vertagt. Sportler/innen, die in der Natur aktiv werden können, nutzen die Chance. Radsportler sind längst auf E-Cycling Wettkämpfe umgestiegen. Sportler/innen, die immer in Gruppen trainiert haben oder für Wettkämpfe um die Welt geflogen sind, können mehr entspannen oder kämpfen mit Isolation, Zielelosigkeit oder Hoffnungslosigkeit. Ganze Systeme wie Fussballvereine oder  Sponsoren fallen weg. Studienkollegen werden nur online gesprochen und das lockere Studentenleben und Sportlerleben existieren gerade nicht.

Weitere interessante spezifische Informationen beschreibe ich im nächsten Abschnitt.

Die psychische Deprivation (lat. deprivare – berauben) ist der Zustand eines Organismus, bei dem seelische Bedürfnisse ungenügend befriedigt werden. Verfeinerungen in der Theorie der psychischen Deprivation beinhalten folgende Differenzierung:

Bedürfnis nach Variabilität (Bedürfnis nach verschiedenen Stimulationsreizen – Menge, Intensität und Modalität), und einer fortlaufenden Stimulation (nicht zu verwechseln mit Dauerbeschallung oder ständigem Zocken am Computer😊 ).

Bedürfnis nach Stabilität (Wechsel der Geschehnisse nach einer Dauerstruktur, Ordnung oder Gesetzmäßigkeit, ganz besonders die Einordnung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft)

Bedürfnis nach „Abhängigkeit“ (Bezug zu Familie, Freunden usw., die zum Lebensfundament gehören und Menschen in der Außenwelt)

Bedürfnis nach Unabhängigkeit (die Gestaltung der eigenen Autonomie und Rollenidentität, z. B. Bin ich jetzt noch ein Sportler, wenn ich aktuell nicht trainiere oder kämpfe oder wer bin ich jetzt überhaupt?)

Im letzteren Beispiel entsteht viel Raum zum Nachdenken. Für junge Menschen kann das eine enorme Herausforderung im Sport darstellen, da einige der Grundbedürfnisse nicht erfüllt werden können bzw. die Rollenidentitätsfindung  im vollen Gange ist oder die private Rolle nicht von der wichtigen „Rolle im Sport“ getrennt werden kann. (Für mich ein wichtiger Gegenstand in der Beratung und Unterstützung junger Athleten/Innen.)

Die private Rolle zu leben, neben der Rolle im Sport, ist eine wichtige Kraft. Sie kann den „sportlichen Verlust“ abpuffern oder gibt Sportlern/Innen die Chance die private Rolle stärker auszuloten bzw. positiv zu entwickeln. Das soziale Umfeld ist ein Kraftplatz, der mit einbezogen werden könnte.

Tipp für ein  Selbstgespräch: “Ich bin auch weiterhin wertvoll als Tochter, Enkelkind, Schwester, Bruder, Freund, Ehepartner usw. .“ ( Welche Rolle hast du da und wie könntest du sie aktuell stärken?)

Im sportlichen Geschehen gibt es eine gefühlsmäßige Anregung in Form von Adrenalinkicks bei Wettkämpfen, Belohnungen durch Geld oder Preise, ein gutes Wohlbefinden nach der muskulären Beanspruchung und dem Gedanken ein gutes Training absolviert zu haben. Physiotherapeuten und Masseure sorgen für körperliche Entspannung und Regeneration. Berührung, Gespräch, Umarmungen im Team, Abklatschen oder das Feiern von Mannschaftserfolgen sind reduziert oder bei null. Der Gedanke an ein Karriereende kann sich verdichten.

Viele Sportler/innen kennen die Gefühlsschwankungen aus Verletzungspausen. Das Selbstwertgefühl sinkt, da es zu keiner spezifischen sportlichen Leistung kommt. Es gibt Mitleid, aber kein Lob. Die Affinität für Wut, aggressive Zustände und Depressionen können steigen. Normale Bedürfnisse wie Bewegung, Schlaf und Essensgewohnheiten ändern sich. Ein Teufelskreis beginnt. Die Entbehrung der vielen Trainings- und Wettkampfoptionen in Kombination mit einer Reduktion an stärkeren Sinnesreizen, löst eine Modifikation des sportlichen Seelenlebens aus. Resiliente Sportler/innen können damit teilweise oder ganz umgehen, während junge Athleten/Innen viel Gespräch und Austausch benötigen, um die individuelle Emotionsregulation zu verstehen u. um daran zu wachsen. An der Stelle wird die Krise wieder zur Chance. 😊 Eltern und Trainer sind hier gefragt.

Im Teil 2 in der nächsten Woche werde ich  Strategien und Tipps für alle sportlichen „Coronakrisenmanager“ und einen Zusammenhang zwischen dem Toten Punkt und der psychischen Verfassung in Sachen Coronazeit näher beleuchten.

Tipp: Wer sich nicht mehr wohlfühlt, schlechte Gedanken hat oder starke Zweifel an seinem Leben hat, darf sich Hilfe holen.

Melde dich dann bei einem Arzt, Psychotherapeuten, bei deinem Trainer, bei einem Sportpsychologen, bei Deinen Eltern usw. Telefonnummern einfach googlen und anufen. 😊 Ich glaube an dich.

 

LG Deine fitmitgrit.

Blog 63 Deprivation bei Sportler/innen in Coronazeiten Teil 1

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