Im Sport ist die Arbeit mit dem eigenen Körpergewicht ein unumgänglicher Aspekt. In den meisten Sportarten hängt die sportliche Leistung eng mit dem Körpergewicht zusammen und es scheint so als sei dieses optimale Leistungsgewicht in der Regel ziemlich niedrig. Für viele Athlet:Innen bedeutet dies, dass sie streng auf ihr Gewicht achten, um im Wettkampf bestmögliche Chancen auf gute Platzierungen zu haben und ihre Leistungsfähigkeit nicht durch „überflüssige“ Kilos einzuschränken. Dies kann so weit gehen, dass sich daraus Schwierigkeiten mit der Ernährung entwickeln, da diese oft eingeschränkt wird, um möglichst leicht zu sein.

Essgestörte Verhaltensweisen bis hin zu Essstörungen sind ein mögliches Resultat. Während einige Athlet:Innen diese Probleme in jedem Lebensbereich mit sich herumtragen, beschränken sie sich bei anderen Athlet:Innen ausschließlich auf den Sport. In der Literatur ist für dieses Phänomen der Begriff Anorexia athletica gängig. Es bestehen starke Parallelen zur Anorexia nervosa, die auch als Magersucht bezeichnet wird. Die Anorexia athletica ist keine anerkannte Erkrankung.

Wie wird die Anorexia athtletica beschrieben?

Die Anorexia athletica ist eine bewusste Verringerung des Körpergewichts, um die sportliche Leistungsfähigkeit oder das ästhetische Auftreten zu verbessern. Sie ist ausschließlich sportinduziert und betroffene Sportler:Innen sind in der Lage, ihre Ernährung in Abhängigkeit von Trainingsphasen oder nach Beendigung der sportlichen Karriere selbstbestimmt umzustellen (Clasing et al., 1996). Das Phänomen ist auf den Sport begrenzt. Trotzdem sind viele Symptome sehr ähnlich zu klinischen Essstörungen. Diese reichen allerdings nicht aus, um die Diagnose einer Essstörung zu erhalten.

Starkes Diäthalten, Übergeben, der Missbrauch von gewichtsreduzierenden Medikamenten, längere Hungerperioden und Fressattacken sind u.a. keine Seltenheit bei Personen mit Anorexia athletica (Beals & Manore, 1994).

Wie häufig tritt eine Anorexia athletica auf?

Wie häufig das Phänomen wirklich auftritt, ist schwer zu sagen, da es keine genauen Kriterien für die Störung gibt. Eine Studie, die die Häufigkeit des Auftretens verschiedener Formen von essgestörtem Verhalten und Essstörungen untersuchte, stellte bei 92 Athletinnen durch ein klinisches Interview essgestörte Verhaltensweisen fest. Bei 43 dieser Athletinnen wurde beschrieben, dass eine Anorexia athletica vorliegt, bei 42 eine Bulimia nervosa und bei 7 eine Anorexia nervosa (Sundgot-Borgen, 1994).

Welche Folgen hat die Anorexia athletica für Athlet:Innen?

Es kann zu einer Verschlechterung der sportlichen Leistung kommen, wenn ständig mit eingeschränkter Kalorienaufnahme trainiert wird.

Zum Beispiel kann sich der Sauerstoffverbrauch und die VO2 max (die maximale Sauerstoffaufnahme) bedeutend verschlechtern, wenn über längere Zeiträume gehungert wird und dadurch ein Nährstoffmängeln und/ oder es zur Unterernährung kommt.

Folgen für die physische und psychische Gesundheit sind denen der klinischen Essstörungen ähnlich.  

Körperliche Folgen sind z.B.  chronische Müdigkeit, erhöhte Anfälligkeiten für Infektionen, schlechte oder verlängerte Heilung von Verletzungen, Anämien (Blutarmut), Elektrolytstörungen, Schwierigkeiten mit dem Herz-Kreislauf-System und ein erhöhtes Risiko für Osteoporose. Außerdem kann es zu einer hohen psychischen Belastung kommen, wenn ständig Diäten gehalten werden und das Verlangen nach Nahrung ignoriert wird. Es kann sich eine hohe Besessenheit von Essens- und Gewichtsthemen entwickeln, woraus eine klinische Essstörung resultieren könnte. Zusätzlich stehen erhöhter Stress und Depressionen in einem Zusammenhang mit problematischen Essverhaltensweisen (Beals & Manore, 1994).

Fazit

Die Anorexia athletica ist eine ernst zu nehmende subklinische Störung des Essverhaltens. Sie kann schwere körperliche und mentale Folgen haben, die sehr ähnlich zu klinischen Essstörungen sind. Auch wenn Personen mit Anorexia athletica nicht alle Kriterien für eine klinische Essstörung erfüllen, sollten sie streng beobachtet und behandelt werden, da es eine schmale Gradwanderung zwischen der subklinischen Störung und klinischen Essstörungen sein kann. Charakteristisch für die Anorexia athletica bleibt dabei, dass Betroffene ihr Essverhalten unter Kontrolle haben und es ihnen rein um die sportliche Leistung geht. Trainer:Innen sollten bei Verdacht trotzdem professionelle Hilfe suchen und den betroffenen Athlet:Innen erklären, dass durch die starke Reduktion der Energieaufnahme auf längere Sicht Verschlechterungen statt Steigerungen der Leistung folgen.

 

Quellen:

https://psycnet.apa.org/record/1994-37879-001

https://journals.humankinetics.com/downloadpdf/journals/ijsnem/4/2/article-p175.pdf

 

Bleib gesund.

 

Deine fitmitgrit.

( Vielen Dank an Rebekka und @Karolina Grabowska  ( Foto: Pexel )

 

Blog 104 Anorexia athletica – Hungern für den Sieg

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