Sport spielt einen wichtigen Part im Leben vieler Menschen. Das ist auch gut und wichtig, da sich Sporttreiben zum größten Teil positiv auf unsere körperliche und mentale Gesundheit auswirkt. Sport gehört genauso zu einem gesunden Lebensstil, wie eine vollwertige Ernährung mit ausreichend Obst und Gemüse.

Aufgrund des entscheidenden Anteils von körperlicher Fitness in unserer Gesundheit, gibt die WHO klare Empfehlungen, wie viel Sport wir treiben sollten, um uns langfristig gesehen bestmöglicher Gesundheit zu erfreuen. Für Erwachsene lauten diese: 150-300 min./ Woche moderate körperliche Aktivität oder 75-150 min./ Woche intensive körperliche Aktivität oder eine Kombination von beidem. Zusätzlich wird empfohlen, zweimal in der Woche Krafttrainingseinheiten durchzuführen (WHO, 2020b). Ein großer Teil der Deutschen Erwachsenen erfüllt diese Empfehlungen jedoch nicht. Die Prävalenz von deutschen Erwachsenen, die zu wenig Sport treiben liegt bei ca. 42% vor der Corona Pandemie (WHO, 2018).

Viele deutsche Erwachsene müssten also mehr Sport und Bewegung in ihren Alltag integrieren. Dies trifft jedoch nicht auf alle zu. Einige Menschen treiben tatsächlich so viel Sport, dass daraus schwerwiegende Probleme entstehen können. Für Sport gilt nämlich wie bei vielen anderen Dingen auch: die Dosis macht das Gift.

Was bedeutet Sportsucht?

Eine „Nebenwirkung“ des vielen Sporttreibens ist, dass sich suchtähnliche Verhaltensmuster entwickeln können. Dieses Phänomen wird im Fachjargon als Sportsucht bezeichnet, ist jedoch bisher keine anerkannte psychische Störung.

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Trotz der bisherigen nicht anerkannten klinischen Relevanz wurden für die Sportsucht bereits Screening Instrumente in Form von Fragebögen erstellt und deren Wirksamkeit erforscht. Daraus werden Hinweise, welche Verhaltens- und Denkmuster auf eine Sportsucht hindeuten könnten, beschrieben. Solche ähneln in ihren Grundzügen z.B. Stoffabhängigkeiten und sind:

  • Salienz: Der Sport ist in dem Fall die wichtigste Aktivität im Leben und tritt als stärktes Thema hervor, braucht bzw. verbraucht sehr viel mentale und physische Kapazitäten der entsprechenden Person. (Hier noch ein erklärendes Beispiel aus dem Marketing: Ein gelbe Ente in einer weißen Badewanne erscheint salient.)
  • Konflikte: Intra- und/ oder interpsychische Konflikte zwischen dem eigenen Anspruch an sportliche Aktivitäten und z.B. Familie, Freunde, Arbeit.
  • Stimmungsregulation: Sport wird als Methode für die Regulation von Emotionen
  • Toleranz: Es wird immer mehr und/ oder häufiger trainiert, um die Effekte immer weiter zu erzielen.
  • Entzugssymptome: Wenn das Training reduziert oder ausgelassen wird, kommt es zu negativen emotionalen Reaktionen. (z.B. zu Stimmungsschwankungen, Depressionen, oft bei Verletzungspausen zu beobachten)
  • Rückfälle: Das Training wird bei Einsicht versucht zu reduzieren, jedoch gelingt es auf Dauer nicht und es wird wieder so viel trainiert wie vorher. (z.B. potentielles Übertraining, Regeneration ist längerfristig nicht mehr effektiv
  • Hoher Zeitaufwand: Es wird viel Zeit darauf verwendet, sich auf das Training vorzubereiten und es durchzuführen.
  • Verwerfen von Vorsätzen: Es wird ständig mehr und/ oder länger trainiert als sich vorgenommen wurde.

(Griffiths et al., 2005, Freimuth et al., 2011)

Wie lässt sich Sportsucht von gesundem, regelmäßigen Sporttreiben abgrenzen?

Regelmäßiges Sporttreiben kann Ähnlichkeiten zu einer Sportsucht aufweisen. Für die Abgrenzung ist hier u.a. wichtig, dass bei gesundem regelmäßigen Sporttreiben kein Kontrollverlust über das Verhalten vorliegt. Bei einem gesunden Verhältnis zum Sporttreiben sind die Personen stets dazu in der Lage ihr Verhalten so zu steuern, dass für sie keine negativen Konsequenzen entstehen. (keine Einschränkungen von sozialen Kontakten, keine Missachtung körperlicher oder mentaler Ermüdungserscheinungen etc.) (Freimuth et al., 2011).

Wen kann es treffen?

Gerade bei Leistungssportler:Innen ist es möglich, dass die Grenze zwischen einer Sportsucht und einem gesunden Verhältnis zum Sporttreiben recht fließend verläuft, weshalb dieser Gruppe besondere Beachtung in dieser Hinsicht geschenkt werden sollte. Hobbysportler:Innen können jedoch genauso betroffen sein und Sie sollten versuchen auf sich selbst und Ihre Freunde und Bekannten achten.( Bsp: Triathlon )

Sportsucht kann für Betroffene zu einem hohen körperlichen sowie psychischem Leiden führen und ist deshalb dringend ernst zu nehmen. Sie sollten sich unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, damit das Suchtverhalten möglichst effizient behandelt werden kann und Erschöpfungszuständen vorgebeugt werden kann.

Ich wünsche dir ein entspanntes Sporttreiben nach Lust und Laune.

Den Spitzensportler:Innen wünsche ich viel Regeneration für beste Kräfte. 😊

 

 

Deine fitmitgrit                                                                                    Köln, am 10.6.2022

 

(Vielen Dank an Rebekka!)

Quellen:

https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/physical-activity

https://www.who.int/data/gho/data/indicators/indicator-details/GHO/prevalence-of-insufficient-physical-activity-among-adults-aged-18-years-(age-standardized-estimate)-(-)

https://bjsm.bmj.com/content/bjsports/39/6/e30.full.pdf

https://mdpi-res.com/d_attachment/ijerph/ijerph-08-04069/article_deploy/ijerph-08-04069.pdf?version=1403139467

Blog 103  Sportsucht – Wenn Sport zum Suchtmittel wird

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