Per Mertsacker, ehemaliger Fußball Nationalspieler, sprach im Jahr 2018 das erste Mal öffentlich über die starken Auswirkungen, die die Profikarriere im Fußball auf seine Psyche hatte. Er sprach in einem Interview mit dem Spiegel darüber, dass er vor den Spielen unter Durchfall und Brechreiz litt, die eine Reaktion auf den hohen Erwartungs- und Leistungsdruck waren.
Leistungsdruck tritt ebenfalls am Arbeitsplatz auf, ganz besonders durch Meetings, Vortragsgestaltung, hohes Arbeitsvolumen, angsterzeugenden Führungsstil oder unrealistische Zielesetzung. Menschen in Führungspositionen sind ebenfalls betroffen.
Psychosomatische Reaktionen sind den meisten Betroffenen sehr unangenehm und sie können längerfristig krank machen. In solchen Fällen ist es ratsam, die Gesundheit zu schützen, Ursachen und Reaktionen zu verstehen. Die Lösung liegt in der Erarbeitung persönlicher Strategien, um Druck abzubauen oder die Ausbildung von verbesserter Körperwahrnehmung kann hilfreich sein.
Was genau sind das für Reaktionen?
Die meisten Menschen kennen Sätze, wie:
- „Das schlägt mir auf den Magen.“
- „Das nimmt mir den Atem.“
- „Das geht unter die Haut.“
- „Mein Herz rast.“
- „Ich spüre einen Druck auf der Brust.“
Diese Reaktionen des Körpers werden als psychosomatische Reaktionen bezeichnet. Zuerst passiert etwas mit der Psyche, z. B. ein angstvoller Gedanke, und der Körper (Soma) sendet seine entsprechenden Signale. Spitzensportler müssen hohen psychische Belastungen managen können, doch es gelingt nicht jedem.
Psychosomatik ist die „Wechselwirkung zwischen Körper und Seele. Oder konkreter: Die psychischen Einflüsse auf körperliche Vorgänge und die Auswirkungen körperlicher Erkrankungen auf seelische Prozesse“ (Egle et al., 2020). Die Beschwerden können sehr vielfältig sein und kommen bei weitem nicht nur im Fußball vor. Während Per Mertesacker Magen-Darm-Beschwerden hatte, sind außerdem Kopfschmerzen, Tinnitus, Schlafstörungen und viele weitere möglich (Stelzig et al., 2017). Jede:r kann von solchen Beschwerden betroffen sein. Sie sind ein Coping-Mechanismus des Körpers (Coping bedeutet so viel wie Bewältigungsstrategie), um mit stark belastenden Situationen umzugehen. Besonders wenn die Belastungen (Lasten) zunehmen oder generell die Beanspruchung höher wird.
Psychosomatische Beschwerden im Leistungssport
Das Phänomen ist im Leistungssport keine Seltenheit. Dies ist allerdings nur wenigen Menschen bekannt, was u.a. daran liegt, dass nur wenigen bewusst ist, wie hoch die psychischen Belastungen sind, denen Leistungssportler:Innen ausgesetzt sind. Beschwerden könnten als Schwäche ausgelegt werden und die Wertigkeit der entsprechenden Person mindern.
Grundsätzlich sind psychische Belastungen und Erkrankungen im Leistungssport häufig (Claussen et al., 2020). Erstaunlich ist das eigentlich nicht, da der Leistungssport sehr hohe Anforderungen an die körperlichen und mentalen Fähigkeiten der Athlet:Innen stellt. Neben dem hohen Trainingspensum, dass Leistungssportler:Innen haben und sie alltäglich hohen Belastungen aussetzt, haben sie außerdem den hohen Druck auf den Punkt, häufig innerhalb weniger Sekunden, perfekt funktionieren zu müssen. Persönliche Probleme spielen in diesen Zeiträumen keine Rolle und unpassende Emotionen werden verdrängt.
Besonders in aktuellen Krisenzeiten, sollte in Wirtschaft und Sport aus meiner Sicht dem Wohlbefinden mehr Raum gegeben werden: z.B. durch verbessertes Zuhören und Nachfragen, um Stimmungen und Befindlichkeiten positiv zu kommunizieren. Das führt zu einer Stressreduktion und der Reduktion von Leistungsdruck im Allgemeinen.
Viele Sportler:Innen haben sehr hohe Erwartungen an sich selbst und müssen zusätzlich den Erwartungen von außen standhalten: Trainer:Innen, Sponsoren und Fans möchten Spitzenleistungen sehen. Leistungssportler:Innen sind sich diesem durchaus bewusst und sie benötigen dringend gute mentale Strategien, um mit diesen ganzen Erwartungen, die auf ihnen liegen, klarzukommen.
Was kann dagegen getan werden?
Zunächst ist es wichtig, dass die Beschwerden als Psychosomatik erkannt werden. Wenn anhaltende Beschwerden bestehen, sollte dringend abgeklärt werden, ob es womöglich doch organische Ursachen der Beschwerden gibt, die behandelt werden müssen. Ist dies nicht der Fall, sollte das Gespräch mit Psycholog:Innen oder Psychotherapeut:Innen gesucht werden.
Mit dieser professionellen Unterstützung kann auf Ursachensuche gegangen werden und das Problem an der Wurzel angegangen werden. Es sollte eine psychische Erkrankung ausgeschlossen werden, die die Psychosomatik auslöst oder verstärkt. In so einer Behandlung können außerdem Strategien erlernt werden, wie mit starken psychischen Belastungen umgegangen werden kann (Stelzig et al., 2017). Die Behandlung ist ein sehr wichtiger Schritt zur Besserung, gerade wenn die Beschwerden viel Leid auslösen.
Abschließendes
Wenn psychosomatische Beschwerden im Sport oder Arbeitskontext erkannt werden, ist es wichtig, professionelle Hilfe aufzusuchen. Erste Ansprechpartner:Innen können die zuständigen Psycholog:Innen oder Sportpsycholog:Innen sein. Diese können einschätzen, inwiefern eine weitere Behandlung notwendig ist.
Vielen Dank.
Deine fitmitgrit. Köln, am 15.7.2022
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Quellen:
https://sanp.ch/article/doi/sanp.2020.03103
https://www.psychosoziale-gesundheit.net/bb/pdf/BB_Psychosomatik_Neurobiologisch.pdf