Am 04.02. starten in Peking die Olympischen Winterspiele 2022. Es werden erneut Spiele, die durch die Corona Pandemie alles andere als sorglos und unbeschwert ablaufen können. Viele Athlet*innen, die in den kommenden Wochen nach China reisen werden, haben Angst vor einer Corona-Infektion. Einige Athlet*innen und Trainer*innen haben auch Sorgen vor dem Flug. Der Langlauf-Teamchef Peter Schlickenrieder bezeichnet z.B., in einem Interview mit der Welt, den Flug als Gefahrenmoment, da das Team mit vielen Sportler*innen aus anderen Sportarten zusammen in ein Flugzeug steigen, bei denen sie nicht wissen, ob der Infektionsschutz immer so genau genommen wird. Die Ängste vor einer Infektion kurz vor den Olympischen Spielen, dem Highlight in der Karriere von Leistungssportler*innen, sind keinesfalls unbegründet.

BR24 berichtet über Corona-Infektionen, die das deutsche Biathlon Team schwächen. Es gibt im Team zwei positive Corona Fälle. Die Infektionen verunsichern auch die negativ getesteten Teamkolleg*innen. BR24 beschreibt, dass die Athlet*innen ihre Kontakte fast auf null reduzieren. Trotzdem bleibt die Angst vor einer Infektion ständig im Hinterkopf. Franziska Preuß, deutsche Medaillenhoffnung im Biathlon, wurde vor Weihnachten positiv getestet, konnte aber erst Mitte Januar langsam wieder ins Aufbautraining einsteigen, da sie durch die Infektion längere Zeit geschwächt war. In einem Interview mit sport.de bezeichnet sie ihre Infektion als mental ziemlich belastend. Ob sie bis Olympia wieder fit genug für eine Teilnahme ist, war lange nicht klar. Mittlerweile steht fest, dass sie nach Peking reisen wird, allerdings auch nicht, wann sie dort zum Einsatz kommt. Mit dieser Situation geht sie um, indem sie sich auf sich selbst konzentriert und sich nicht unnötig Druck macht.

Doch nicht nur die Teilnahme an einem sportlichen Großereignis ist durch eine akute Corona-Infektion gefährdet. Die Langzeitfolgen einer Infektion, die auch als Long-COVID bezeichnet werden, können die sportliche Karriere bedeutend gefährden. Sportmediziner Wilhelm Bloch berichtet in einem Interview mit ran, dass aufgrund von Long-COVID Karrieren beendet werden müssen und das Thema sehr ernst zu nehmen ist.

Die Kanutin Steffi Kriegerstein berichtet in einem Interview mit dem Ersten, das im August 2021 in der Sportschau ausgestrahlt wurde, dass sie nach einer Coronainfektion im Dezember 2020 an Long-COVID leidet. Sie kann nur sehr eingeschränkt trainieren, sagt die Olympiaqualifikation ab und es ist unklar, ob Leistungssport für sie je wieder möglich sein wird. Sie bezeichnet ihre Spätfolgen der Infektion als einen Kampf gegen ihren Körper, den sie letztendlich verloren hat.

Ein Athlet, der es schaffte, sich nach seiner Corona Infektion rechtzeitig zu den Olympischen Spielen in Tokio zurückzukämpfen, ist der Ringer Frank Stäbler. Der NDR beschreibt, dass er sich im Oktober 2020 mit dem Virus infizierte, der Verlauf der akuten Infektion eher harmlos war, danach allerdings noch längere Zeit so starke Probleme mit der Lunge hatte, dass er es nicht schaffte, ein Teelicht auszupusten. Die Ärzt*innen machten ihm wenig Hoffnung, dass er an den Olympischen Spielen in Tokio teilnehmen kann. Er bekam die Diagnose, dass er Belastungs-Asthmatiker ist und ohne Medikamente nicht mehr leistungsfähig ist. Er wollte aber nicht bis zum Ende seiner Karriere von Medikamenten abhängig sein. Durch die Langzeitfolgen der Infektion büßte seine Lunge 20% ihrer Leistungsfähigkeit ein. Durch ein spezielles Atemtraining schaffte er es langsam zurück. Seine Lunge erholte sich immer mehr, Stäbler erlangte seinen Optimismus zurück und er konnte tatsächlich bei Olympia teilnehmen und dort sogar Bronze gewinnen. Er ist also ein eher positives Beispiel, dass trotz Long-COVID sportliche Höchstleistungen wieder möglich sein können. Aus der Situation konnte er auch etwas Positives mitnehmen. Er hat gelernt besser auf seinen Körper zu hören und sensibler für ihn zu sein, berichtet er der Ärzte Zeitung. Es ist aber wichtig zu sagen, dass er einer der wenigen ist, der es schon wieder so zurückgeschafft hat.

Ich fasse die im Beitrag beschriebenen Ängste zusammen. Grundsätzlich gibt es zwei grobe Ausrichtungen im Bereich der Ängste. Situative Ängste und Angst als Grundeigenschaft, welche mehr oder weniger in der Persönlichkeit bzw. Person verankert sind. Vom Text ausgehend, werden tendenziell situative Ängste dargestellt, die aus der Coronasituation resultieren.  Folgende Ängste lassen sich zusammenfassen:

  • Angst vor einer Infektion
  • Angst vor Langzeitschäden
  • Angst vor einem positiven Testergebnis mit resultierendem Ausschluss
  • Angst vor einem Karriereende
  • Angst vor oberflächlichem Infektionsschutz in anderen Sportarten
  • Angst vor dem Flug als erweiterte Infektionsquelle
  • Angst vor dem Wettkampf durch allgemeine Coronaeinschränkungen
  • Angst vor anderen
  • Angst vor einer erweiterten mentalen Belastung

Fazit: Nach einer Erkrankung mit Corona sollten auf keinen Fall zu früh, zu hohe Belastungen angestrebt werden. Sportler*innen sollten auf ihren Körper hören und möglichst nach Rücksprache mit Ärzten Training und Wettkampf wiederaufnehmen. Die beschriebenen Fälle verdeutlichen, dass das Coronavirus mit seinen Langzeitfolgen den Spitzensport auf verschiedenen Ebenen beeinflusst. Athlet*innen haben Angst vor einer Infektion, durch die sie entweder nicht an wichtigen Wettkämpfen teilnehmen können oder durch die sie aufgrund von Langzeitfolgen ihre Karriere unfreiwillig beenden müssen. Die Herausforderungen, die der Spitzensport sowieso schon an die mentalen Fähigkeiten stellt, werden durch Corona noch einmal verstärkt.

Ein Dankeschön gilt meiner fleißigen Assistenz. 😊

Eure fitmitgrit.

 Quellenverzeichnis:

https://www.welt.de/sport/article236562489/Olympia-2022-Sind-paranoid-Sportler-sehen-Flug-als-Corona-Schwachstelle.html

https://www.br.de/nachrichten/sport/die-corona-angst-geht-im-deutschen-biathlon-team-um,Sula2xI

https://www.sport.de/news/ne4782378/biathlon-star-wegen-corona-infektion-am-tiefpunkt/

https://www.ran.de/allgemein/news/long-covid-angst-im-sport-wird-karrieren-beenden-137629

https://www.sportschau.de/mehr-sport/video-die-gefaehrlichen-folgen-von-long-covid-fuer-den-sport-100.html

https://www.ndr.de/sport/Long-Covid-im-Sport-Wenn-das-Virus-Baustellen-im-Koerper-aufmacht,corona9546.html

https://www.aerztezeitung.de/Panorama/Mit-letztem-Atem-Ringer-Staebler-bekaempft-seine-Corona-Folgen-417008.html

Blog 95 Spezifische Corona – Ängste bei Sportler*innen vor Olympia 2022 – Wie gehen Athlet*innen mit Ängsten in der Coronakrise um?

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