Nichtstun oder Langweile nach der Euphorie können helfen/ Teil 1
Kennst du die Situation, dass du dich am Tag nach einem großen Wettkampf nicht so gut fühlst, wie du es dir erhofft hast? Deine Stimmung ist schlecht, du fühlst dich erschöpft und unmotiviert? Möglicherweise hast du dein Ziel im Wettkampf nicht erreicht. Ein eher schlechtes Gefühl baut sich auf und wird bei erfolgreichen Wettkämpfen ähnlich erlebt. Du willst direkt ein neues Trainingsziel ansteuern und lässt dir keinen Raum, um dem Erlebtem nachzuspüren?
Die Euphorie flacht ab und du kannst es nicht abwarten, den gleichen Flow noch einmal zu erzeugen.
Vermutlich leidest du unter dem Phänomen der Post Race Depression. Was das ist und wie du dagegen vorgehen kannst, erfährst du im folgenden Artikel.
Mit der Problemstellung bist du bei weitem kein Einzelfall. Harrison et al., (2003) untersuchten die Stimmungen von Triathlet*innen. Vor und nach Ultra-Distanz-Wettkämpfen konnten Unterschiede zwischen erfahrenen und unerfahrenen Triathlet*innen festgestellt werden. Diejenigen, die zum ersten Mal an einem Ultra-Distanz-Rennen teilnahmen, zeigten meist eine Verbesserung in der Stimmung nach dem Rennen im Vergleich zu vorher, was bei erfahreneren Triathlet*innen nur selten der Fall war. Insgesamt stellten sie keine signifikant schlechteren Stimmungen nach dem Rennen im Vergleich zu vorher fest, allerdings gaben 43% der erfahrenen Triathlet*innen eine schlechtere Stimmung nach dem Rennen an.
Fazit: Daraus lässt sich schließen, dass du bei häufiger Teilnahme an Rennen bzw. Wettkämpfen mit langer Vorbereitung, hohen Erwartungswerten bzw. hoher Zielsetzung die Wahrscheinlichkeit erhöhst, dass du nach dem Rennen eine schlechtere Stimmung hast als vorher. Du kannst nach einem euphorischen Moment besser in das Nichtstun übergehen, um nachzuspüren oder das Erlebte zu verarbeiten.
Cindra Kamphoff, Direktorin des Zentrums für Sport und Leistungspsychologie der Minnesota State University formuliert den Grund für das Auftreten des Phänomens folgendermaßen: “You had this clearly defined goal and made it a priority, then you wake up the next day and you don’t have the goal to work towards or the training you have become accustomed to is now removed, this can lead to a subtle level of depression.” (zitiert aus Robb, 2021)
Tharion et al., (1990) fanden heraus, dass bis zu einem Monat nach einem Ultramarathon, Stimmungsveränderungen auftreten können.
Lane et al., (2006) fanden außerdem Zusammenhänge zwischen depressiven Verstimmungen vor dem Rennen und nach dem Rennen. Wenn deine Stimmung bereits vor dem Rennen schlecht ist, steigt das Risiko dafür, dass deine Stimmung nach dem Rennen eher depressiv ist.
Literatur:
Harrison, A., Yaldoo, D., Fiesler, C., & Connor, J. (2003). Pre-to-post race changes in self-reported depression scores in ultra-distance triathletes – a pilot study. Sports Medicine 2003: 11-16.
Lane, A., Whyte, G., George, K., Shave, R., Stevens, M., & Barney, S. (2006). Marathon: A Fun Run? Mood State Changes Among Runners at The London Marathon. Mood and Human Performance.
Robb, B., (2021, 17. August). Post-Race Depression – Is it Real?. Complete Racing Solutions. Letzter Zugriff am 17.01.2022 unter Post-Race Depression – Is It Real? – Complete Racing Solutions
Tharion, W., McMenemy, D., Terry, A., & Rauch, T. (1990) Recovery of Mood Changes Experienced when Running an Ultra Marathon. Perceptual and Motor Skills 71(3): 1311-1316.
Weiterer Artikel: Alterations in mood state following an ultra-marathon (journals.co.za)