Die Orthorexia nervosa, auch genannt Orthorexie, beschreibt die krankhafte Besessenheit und Fixierung auf gesunde Ernährung. Der Begriff wurde im Jahr 1997 zum ersten Mal von dem amerikanischen Arzt Steven Bratman genannt (Wikipedia, Orthorexia nervosa). Eine einheitliche Definition gibt es für dieses Phänomen bisher nicht. Charakteristische orthorektische Verhaltensweisen sind u.a. die ständige Beschäftigung mit gesunder Ernährung, der Überbewertung der Wirkung von gesunder Ernährung und das strenge Befolgen von selbst auferlegten Ernährungsregeln (Barthels et al., 2015).

Im folgenden Artikel werde ich dir zunächst Zusammenhänge zwischen orthorektischen Verhaltensweisen, der mentalen und körperlichen Gesundheit sowie dem Sozialleben schildern, bevor ich der Frage nachgehe, wie die Orthorexie bei den (Sub-) klinischen Störungsbildern eingeordnet wird.

Zusammenhänge zwischen der mentalen Gesundheit und Orthorexie

Orthorektische Verhaltensweisen können die Lebensqualität und das psychische Wohlbefinden vermindern (Strahler & Stark, 2020). Studien zeigen, dass orthorektische Verhaltensweisen in einem Zusammenhang mit einer negativen Affektivität, also einer gesamten negativen Grundeinstellung und Interpretation der Realität, sowie mit depressiven Symptomen stehen (Andreas et al., 2018, Barthels et al., 2017). Weitere Zusammenhänge bestehen zwischen Orthorexie und Symptomen von Angst- und Zwangsstörungen (Strahler & Stark, 2020).

Beeinträchtigungen der physischen Gesundheit

Personen, die orthorektische Verhaltensweisen ausüben, haben oft den Wunsch ihre Gesundheit zu verbessern. Allerdings resultiert ein solches Verhalten oft eher darin, dass Betroffene unter extremer Mangelernährung und Untergewicht leiden. Zur Folge kann dies u.a. einen verlangsamten Herzschlag und eine verminderte Knochendichte haben (Moroze et al., 2015).  

Auswirkungen auf das Sozialleben

Orthorexie Betroffene grenzen sich durch ihre Obsession mit gesunder Ernährung, die nach ihren eigenen Regeln verläuft, nicht selten sozial ab. Ihre Ernährungsweise kann zu Konflikten mit Freunden oder Familie führen (Dunn et al., 2014). Große Einschränkungen, z.B. bei Restaurant-Besuchen, können zu zunehmender sozialer Isolation führen (Kinzl et al., 2005).

Einordnung der Orthorexie in den (Sub-) klinischen Kontext

Die Orthorexie ist im klinischen Kontext bisher nicht eingeordnet. In den Niederlanden wurden einige Psycholog*innen, Psychiater*innen, Diätassistent*innen und Physiotherpeut*innen befragt, wie sie das Phänomen Orthorexia nervosa einordnen würden. Der Großteil war der Meinung, dass es zu den Essstörungen passt (Ryman et al., 2019). Eine klare Antwort auf diese Frage wurde jedoch bisher nicht getroffen.

Die Orthorexie gilt nicht als Essstörung und ist auch keiner anderen Kategorie von klinisch bedeutsamen Krankheiten zugeordnet. Trotz dessen ist sie ein ernst zu nehmendes Phänomen, das verschiedene negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität haben kann.

Verstärkt wird das Thema durch die mediale Präsenz von schlanken Topmodels, Hochglanzbildern von leckeren Speisen und durch umfassendes Marketing von Nahrungsergänzungsmitteln.

Und hier noch mein abschließender Tipp:

Gesundes Essen ist ein wichtiger Teil beim Aufbau einer gesunden Lebensweise. Falls du sehr viele Gedanken hast, die nur um gesundes Essen kreisen, kannst du versuchen auf deinen Bauch zu hören. Vielleicht hast du Appetit auf ein Eis? Räume dir etwas mehr Spielraum für „Essen für die Seele“ ein. Es heißt nicht umsonst: „Essen macht glücklich.“

 

Deine fitmitgrit

(Mit freundlicher Unterstützung von Rebekka-Vielen Dank.)

 

Köln, am 9.5.2022

Blog 98 – Gesundes Essen als Zwangsgedanke oder ist die Orthorexia nervosa eine Essstörung?

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