Training und Wettkampf sind für die meisten Sportler/innen mit Emotionen, Aktionen und vielen Gedanken bzw. Gedankenschleifen verbunden. Bin ich gut vorbereitet? Bin ich stärker als meine Gegner? Gibt es etwas, was ich noch anders machen könnte? Stimmt die Taktik?

In vielen Situationen ist weder eine gedankliche noch emotionale Vorbereitung möglich. Ein Teamkollege fällt aus, ein Sturz im Radsport verhindert die weitere Beteiligung beim Tagesrennen und ein unterschätzter Konkurrent überrascht mit einem Topergebnis.

(Ein Beispiel für eine unvorbereitete Situation: „Intuitiv fuhr ich an ihm vorbei, weil ich die Gefahr kommen sah.“ – Radsportler im Rennen mit nasser Kurve und potenzieller Rutschgefahr

Oder: „Ich habe einfach aus dem Bauch heraus entschieden, dass ich aufgrund der Verletzung, das Rennen absagen werde.“)

Die Intuition ist ein Teil mentaler Stärke. Diese zeigt sich im Management von Entscheidungen oder bei Handlungsorientierung. Wie alles zu einem großen Ganzen verschmilzt, ist eine Herausforderung für die Neurowissenschaft.

In meiner sportpsychologischen Praxis mit Athleten und Topathleten habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Nutzung von Kapazitäten aus dem Denk-, Fühl- und Handlungsspektrum individuelle Schwerpunkte aufweist. Entweder wird zuviel gedacht, zuviel emotionalisiert oder einfach nur gekämpft. Es gibt situationsspezifische Mischformen.

„An meinem letzten Wettkampftag habe ich mich ganz auf mein Gefühl verlassen und das war die richtige Strategie. Alles ging wie von selbst.“ – Judoka

Die Intuition ist ein oft vernachlässigter Faktor. Warum ist das so?

Intuition ist ein Zustand der Unmittelbarkeit (Muster/Struktur/Form), ein psychischer Zustand oder eine komplexe Fertigkeit. Sachverhalte, Sichtweisen, Anschauungen und subjektive Stimmigkeit fließen in einem Moment zusammen, ohne das der Verstand die Kontrolle übernimmt. Mit unserer Intuition treffen wir Entscheidungen, nutzen den Geistesblitz des Moments oder unser Bauchgefühl.Wenn wir dem Gefühl der Intuition vertrauen können, ist das eine große Hilfe und Ressource.

Die Voraussetzung der Intuition ist der Zugang zu den eigenen Gefühlen durch Wahrnehmung.

(„Mein Bauchgefühl sagt mir, dass das so richtig ist. Ich weiß nicht warum, aber es ist so!“)

Intuition benötigen wir für Kreativität, bei Entscheidungen, in der Kommunikation, im Miteinander und im Umgang mit dem eigenen Körper. Intuition lässt sich schwer beschreiben, weil sie komplex ist und sich nicht in Zahlen fassen lässt. Und was wir nicht klar benennen können, kann verunsichern.

Eine Sonderform ist die sogenannte intuitive Begabung. Dazu gehört das spontane Lernen ohne Vorkenntnisse, eine spezifische hochausgeprägte Intuition bei einfachen oder komplexen Sachverhalten, Objekten (technisches Spontanverständnis), Subjekten (Mensch/Tiere). Interessant sind Vorhersagen zu Wetterphänomenen oder was zeitnah passieren könnte. Die besondere Sensibilität wird auch mit Hypersensibilität oder  intensiveren Sinneswahrnehmungen in Verbindung gebracht. Besondere Sporttalente wie Simone Biles oder Messi nutzen ihr großes intuitives Talent in Kombination mit ihrer großartigen Bewegungsintelligenz.

Im Tanz wird die intuitive Fertigkeit besonders deutlich. Die innere Stimmigkeit oder emotionale Färbung spiegelt sich in den kreativen, fließenden bzw. ausdrucksvollen Bewegungen der Tänzerin wieder.  Die Improvisation entsteht aus einer Unmittelbarkeit und Verbindung von Sinneskanälen,  und einer entsprechenden Bewegungskombination oder Darstellung in tänzerischem Ausdruck. Musik, Muskelgefühl, Atmung, Wahrnehmung von Raum und Zeit fließen zusammen.

Um mehr Intuition im Sport zu nutzen, kannst du die Wahrnehmung deines  Körpers bzw. deiner  Umgebung mit Achtsamkeit, Entspannung, intensiver Beobachtung und gezieltem Fokus verbessern. Du baust deine Wahrnehmungsfähigkeit aus, speicherst mehr „Datenmaterial“ in deinem Gehirn und Körper ab und sensibilisierst dich für deine Umwelt.

Was fühle ich? Was spüre ich? Was nehme ich wahr? Was nehme ich in meinen Muskeln wahr? Wie fließt meine Atmung?

„In der Ruhe liegt die Kraft.“ – Dieser Satz ist eine wichtige Grundlage für erfolgreiche Athleten. Die Sinne werden besser spürbar und können zielgerichtet für die Handlung (Action) eingesetzt werden.  Die „Body-Mind- Connection“) wird optimiert.  

Wenn du selbst in dir ruhst, eine Stimmigkeit von Körper, Seele und Geist herstellen kannst, bist du bestens gerüstet für sportliche Erfolge und verstärktes Selbstvertrauen. Wenn du deiner Intuition vertraust, kannst du die Superpower für deinen Erfolg einsetzen. Mit der folgenden Technik kannst du dich herantasten.

Eine einfache Technik zur Verbesserung deiner Intuition ist die Methode des SCANNINGS. Du scannst intuitiv deine Umgebung, deinen Körper und spürst in den Moment. Stelle dir einen Handscanner aus dem Supermarkt vor, den du über den Strichcode der Produkte streift.

Was spürst du? Versuche dich in kleinen Details.

Diese Übung kannst du einmal täglich wiederholen. Falls es dir am Anfang nicht leichtfällt, kannst du auch einen zu beobachtenden Teilbereich auswählen.

  1. Ich scanne meinen Oberschenkelmuskel.
  2. Ich scanne mein Gegenüber und nehme die Person war.
  3. Ich scanne den Baum vor meinem Fenster.
  4. Ich scanne die Wettkampffläche und spüre in mich hinein.
  5. Ich scanne meine Atemgeschwindigkeit.

Die Verbesserung deiner Intuition ist eine komplexe Lernaufgabe. Falls du Unterstützung zu diesem Thema benötigst, helfe ich dir gerne mit einem individuellen Programm.

 

Deine fitmitgrit                                                                     Köln, den 4.10.2020

 

 

 

 

 

 

Blog 72 Intuition im Sport als Superpower zielgerichtet nutzen

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