Das Gefühl der Ohnmacht kann jeden erfassen und führt dazu, sich selbst als hilflos, wertlos und wie gelähmt zu fühlen. Hilflosigkeit bei anderen zu erleben, kann ebenfalls komplexe Handlungsmuster hervorrufen, die den potentiellen Retter ebenfalls in Ohnmachtsgefühle treiben. Kontinuierliche Ohnmachtsgefühle können Wut, Angst, Verzweiflung und Depression entstehen lassen. Doch wie können Sportler/Innen wieder zurück in ihre Eigenmacht finden, wenn sie keine Belohnungen für Training, Wettkampf und gute Leistungen in Form von netten Worten, Preisen oder Finanzen erhalten?

In der Ohnmacht ist man nicht vollends machtlos.

Aktuell erleben viele Sportler gemischte Gefühlslagen. Training und Wettkämpfe werden abgesagt, persönliche Ziele und Motivation werden tagesaktuell angepasst oder sind längerfristig schwer einschätzbar. Ein diffuse Situation, für die meisten Menschen und viele Sportler/Innen.

Das Ohnmachts-Mindset kann toxische Anteile beinhalten. Die Selbstkontrolle oder Selbstdiziplin bei Athleten kann so stark reduziert sein, dass sie einen  Kontrollverlust erleben, der den eigenen Handlungsspielraum fühlbar einengt.

„Warum soll ich mich jetzt bewegen, trainieren oder in eine fiktive Wettkampfroutine übergehen?“ Diese Frage war eine der wichtigsten Fragen bei viele Sportler/Innen.

Die erste und effektivste Krisenstrategie ist deshalb, die Krise oder den Kontrollverlust mit einer Art offenen Bereitschaft anzunehmen. Für sportliche Gewinner kann es eine Hürde bedeuten, denn diese Grunderfahrung entspricht weniger einer sportspezifischen Ziel- oder Gewinnorientierung. Im Fall der Coronakrise könnte ein achtsames und friedvolles Einlassen mentale Kapazitäten schützen und zu neuen Handlungsmustern mit Orientierung am eigenen Veränderungsprozess motivieren.

Die Coronasituation ist eine Art höherer Gewalt. Es werden Handlungsspielräume verändert, neue Regeln entstehen oder alte Regeln verlieren an Bedeutung. Die Selbstwirksamkeit sinkt und übrig bleiben viele Fragen und Zweifel. Was können Sportler/Innen tun, wenn diese Ohnmachtsgefühl entsteht? 

In der Medizin entspricht die Ohmacht einer Synkope. Es herrscht ein  Durchblutungsmangel im Gehirn, der Blutdruck sackt ab und die Gegenregulation im Herz – Kreislauf – System versagt. Die Beine sacken weg, die Muskeln werden schlapp und der Betroffene sinkt zu Boden. Wie glimpflich die Ohnmacht ausfällt, ist von den Ursachen und Umständen abhängig. Doch die Erste Hilfe Maßnahmen können einen entscheidenden Einfluss auf weitere Auswirkungen haben. Es erscheint logisch, dass im Falle der „seelischen“ Ohnmacht praktische „Erste Hilfe Maßnahmen“ ebenfalls in Betracht zu ziehen sind. Die erste Strategie beinhaltet jedoch, dass man bereit ist, Hilfe in Anspruch zu nehmen, Hilfe zuzulassen.

Die meisten Menschen in Deutschland haben diese Form der Pandemie noch nicht erlebt und sie ist eine enorme Herausforderung.  Die Konfrontation mit dem eigenen Ohnmachtsgefühl, der Wut, der Angst zu Versagen und die Erwartung von weiteren Tiefschlägen kann zu einer Handlungsstarre führen. Das ist kein Paradox. Der einzige Weg ist, durchzuatmen und die 3 Phasen der Bewältigung durchlaufen.

Phase 1

Als Sportler/In kannst du den Kontrollverlust der aktuellen Situation und die Tatsache, aktuell nichts ändern zu können, akzeptieren. Du nimmst alle Gefühle der Situation an, ohne diese zu bewerten.  Magenkrämpfe, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, Muskelzuckungen können zusätzliche Zeichen der empfundenen Lebenslage sein. Durch die distanzierte Haltung zu deinen Gefühlen entsteht ein Neugewinn an Souveränität.

Phase 2

Falls du dich erschöpft fühlst oder handlungsunfähig bist, kannst du dich von anderen Menschen in deiner Umgebung auffangen oder helfen lassen. Es ist menschlich, dass wir uns gegenseitig helfen und Hilfe empfangen können. Falls du den Impuls hast, dich zu verstecken, sollte dieser Zustand nicht zu lange andauern, denn wenn du Unterstützung bekommen kannst, muss du die Situation nicht allein durchstehen. Dein Trainer, dein Team, andere Sportexperten, deine Familie und Freunde können dir zur Seite stehen. Wenn sie an dich als Mensch und erfolgreichen Sportler/In glauben, glauben sie auch jetzt an dich!

Phase 3

Gehe in kleinen Schritten. Suche dir zunächst die Bausteine raus, die du aktiv bearbeiten möchtest. Es können Dinge sein, die nichts mit dem großen „Problem“ oder deiner Fragestellung zu tun haben. Die Wohnung aufräumen, einen Spaziergang machen, eine Joggingrunde drehen, einen Freund um Hilfe bitten, eine modifizierte Trainingsstunde im Wald ausprobieren, alternative Bewegungsformen ausprobieren, Marketingaktionen starten oder ein neues Team für einen potentiellen Vertrag anschreiben usw. Dadurch entwickelst du wieder eine Eigenmacht und positive Zuversicht.

Die Essenz ist also ein Re – Empowerment (Wiederaufnahme einer Selbstbekräftigung), welches auf einem Perspektivwechsel und kleinen Aktionen sowie Erfolgen aufbaut. 

In der Ruhe liegt die Kraft.

Ich wünsche dir viel Erfolg.

 

Deine fitmitgrit.

Blog 77 Ohnmachtsgefühle – Mindset für Sportler/innen in der Krise

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